Theaterfrühstück zur neuen Jugendtheaterproduktion "Kabale und Liebe" ( maz online von Ann Brünink)

Es ist Sonntagmorgen. Theaterfrühstück im Foyer des Brandenburger Theaters. Auftritt von Hannes Lang: „Gib du Acht! gib du Acht! und wenn du aus jedem Astloch ein Auge strecktest und vor jedem Blutstropfen Schildwache ständest, er wird sie, dir auf der Nase, beschwatzen, dem Mädel Eins hinsetzen und führt sich ab, und das Mädel ist verschimpfiert auf ihr Lebenlang, bleibt sitzen, oder hat’s Handwerk verschmeckt, treibt’s fort.“

So spricht der um seine Tochter Luise besorgte Vater Miller in der ersten Szene aus Schillers „Kabale und Liebe“. Wie ein gestandener Schauspieler rezitiert der junge Mime vom Brandenburger Jugendtheater flüssig und ohne sich zu verhaspeln Schillers Text trotz der ungewohnten Sprache.

Wie es dazu gekommen sei, diesen klassischen Text mit dem Jugendtheater einzustudieren, will Frank Martin Widmaier, der neue künstlerische Leiter des Brandenburger Theaters, von Steffan Drotleff, Leiter des Jugendtheaters, wissen.

Drotleff erzählt Erstaunliches: Carl Philipp Emanuel Bach, das heißt seine Musik, sei schuld daran. „Ich saß vergangenen Sommer im Garten und hörte Musik, die mich begeistert hat.“ Drotleff wurde neugierig und recherchierte. Es war das Presto aus der Sinfonie Nr. 5 des Komponisten.

Er stellte fest, dass C. P. E. Bach (1714-1788) ein Zeitgenosse von Mozart (1756-1791) und Schiller (1759-1805) war. Es war die Zeit des „Sturm und Drang“, einer Protestbewegung, die sich sowohl gegen den Adel richtete, aber auch gegen das Bürgertum, das mit seinen veralteten Moralvorstellungen als eng und freudlos empfunden wurde. Schillers Drama „Kabale und Liebe“ ist ein typisches Werk aus dieser Zeit.

Steffan Drotleff konnte die Mimen des Jugendtheaters für das Stück begeistern. „Wir haben den Text gelesen, mehrfach gelesen und ihn analysiert“, so Drotleff. „Damals wie heute gibt es Ausgrenzung. Doch wie mit einem Konflikt umgehen?“

Die ungewohnte Sprache ist kein Problem

Nachdem der Inhalt klar war, sei die ungewohnte Sprache kein Problem mehr gewesen. „Ich habe mich bewusst gegen eine Veränderung der Sprache entschieden. Schiller lebt von dieser Sprache“, erklärt Drotleff. Die Brandenburger Inszenierung wird ausschließlich von Musik aus damaliger Zeit begleitet. Daran ist auch C. P. E. Bach schuld

Bühnenbildner Thomas Gabriel, der bereits viele Inszenierungen des Jugendtheaters begleitet hat, erklärte sein Konzept für die Ausstattung von „Kabale und Liebe“.

Die Premiere ist am 26. April, 19.30 Uhr, in der Studiobühne des Brandenburger Theaters.

Von Ann Brünink